Die Carnivore-Diät polarisiert: Für die einen ist sie eine effektive Ernährungsweise, die Gesundheit und Wohlbefinden fördern kann, für die anderen eine radikale und gefährliche Modeerscheinung. Mit der zunehmenden Popularität dieser fleischbasierten Ernährungsweise entstehen jedoch auch viele Mythen und Missverständnisse. Zeit, die häufigsten Vorurteile unter die Lupe zu nehmen und die Wahrheit herauszufinden.
Mythos 1: Die Carnivore-Diät führt zwangsläufig zu Nährstoffmängeln
Viele glauben, dass eine Ernährung ohne Obst, Gemüse oder Getreide unweigerlich zu Nährstoffmängeln führt, da diese als primäre Quelle für Vitamine und Mineralstoffe gelten. Die Wahrheit ist, dass tierische Produkte, besonders Innereien wie Leber, Niere oder Herz, extrem nährstoffreich sind. Sie enthalten wichtige Nährstoffe wie Vitamin B12, Eisen, Zink und Vitamin A in hoher Bioverfügbarkeit – das heißt, der Körper kann sie besonders gut aufnehmen.
Was tatsächlich fehlen könnte, sind Ballaststoffe und Vitamin C. Allerdings wird diskutiert, dass der Bedarf an Vitamin C bei einer kohlenhydratarmen Ernährung sinkt, da weniger oxidative Prozesse im Körper stattfinden. Dennoch ist es wichtig, den Körper aufmerksam zu beobachten und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen.
Mythos 2: Die Carnivore-Diät erhöht den Cholesterinspiegel und verursacht Herzkrankheiten
Da die Carnivore-Diät einen hohen Anteil an tierischen Fetten enthält, gibt es oft die Sorge, dass sie den Cholesterinspiegel in die Höhe treibt und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Neuere Studien und Diskussionen zeigen jedoch, dass Cholesterin nicht pauschal als „schlecht“ bewertet werden kann. Besonders das Verhältnis zwischen HDL- („gutem“) und LDL- („schlechtem“) Cholesterin ist entscheidend.
Einige Menschen, die die Carnivore-Diät praktizieren, berichten von stabilen Cholesterinwerten oder sogar Verbesserungen. Es wird vermutet, dass die Reduktion von Zucker und raffinierten Kohlenhydraten eine positive Rolle spielt. Dennoch ist dies ein individueller Aspekt, und regelmäßige Gesundheitskontrollen sind ratsam.
Mythos 3: Die Carnivore-Diät ist schlecht für die Darmgesundheit
Die Angst, dass der Verzicht auf Ballaststoffe aus Obst, Gemüse und Vollkornprodukten die Darmgesundheit beeinträchtigen könnte, ist weit verbreitet. Ballaststoffe werden oft als unverzichtbar für eine gesunde Verdauung angesehen. Interessanterweise berichten viele Carnivore-Anhänger jedoch von einer Verbesserung ihrer Verdauung.
Tierische Produkte sind leicht verdaulich, und der Körper kann sie effizient verwerten, wodurch weniger „Abfallprodukte“ entstehen, die ausgeschieden werden müssen. Zudem wird argumentiert, dass entzündliche Prozesse im Darm durch den Verzicht auf pflanzliche Antinährstoffe wie Lektine oder Phytinsäure reduziert werden könnten. Dennoch ist die langfristige Wirkung auf die Darmgesundheit noch nicht umfassend wissenschaftlich untersucht.
Mythos 4: Ohne Kohlenhydrate hat man keine Energie
Ein häufiges Missverständnis ist, dass Kohlenhydrate die einzige oder beste Energiequelle für den Körper sind. Tatsächlich ist der menschliche Körper anpassungsfähig und kann Energie aus Fett gewinnen. In der Carnivore-Diät erfolgt ein Wechsel zu einer Fettverbrennung, bei der Ketone als Hauptenergiequelle genutzt werden.
Während der Anpassungsphase – der sogenannten „Keto-Grippe“ – kann es vorübergehend zu Symptomen wie Müdigkeit oder Energielosigkeit kommen. Sobald der Körper jedoch „fettadaptiert“ ist, berichten viele von stabileren Energielevels und einer verbesserten Konzentration.
Mythos 5: Die Carnivore-Diät ist extrem teuer
Es stimmt, dass hochwertiges Fleisch und Fisch oft ihren Preis haben. Doch die Carnivore-Diät muss nicht automatisch teuer sein. Viele setzen auf preiswerte Optionen wie Hackfleisch, Innereien oder Knochen, die nicht nur erschwinglich, sondern auch besonders nährstoffreich sind.
Was den Geschmack angeht: Fleisch und Fisch lassen sich mit Kräutern, Gewürzen oder Brühen auf vielfältige Weise verfeinern. Gewürze wie Paprika, Knoblauch, Pfeffer oder Rosmarin sorgen für Abwechslung und machen jede Mahlzeit zu einem echten Genuss.
Viele Carnivore-Anhänger kaufen in größeren Mengen oder greifen auf günstigere Fleischstücke wie Hackfleisch oder Innereien zurück. Letztere sind nicht nur preiswert, sondern auch besonders nährstoffreich. Wer Wert auf Qualität legt, kann durch den Kauf von regionalem Fleisch oder Direktvermarktung vom Bauern ebenfalls sparen.
Mythos 6: Die Carnivore-Diät ist unnatürlich
Einige Kritiker argumentieren, dass der Verzicht auf pflanzliche Lebensmittel unnatürlich sei, da der Mensch als Allesfresser gilt. Historisch betrachtet, spielte Fleisch jedoch eine zentrale Rolle in der Ernährung der Jäger und Sammler. Tierische Produkte boten eine zuverlässige Quelle für Kalorien und Nährstoffe, während pflanzliche Lebensmittel oft saisonal oder schwer verfügbar waren.
Die Carnivore-Diät knüpft an diese Ernährungsweise an und vereinfacht den Speiseplan auf das Wesentliche. Sie ist keine universelle Lösung, aber auch keine unnatürliche Modeerscheinung.
Mythos 7: Die Carnivore-Diät ist langweilig
Auf den ersten Blick mag es so wirken, als biete die Carnivore-Diät wenig Abwechslung. Doch innerhalb der Welt der tierischen Lebensmittel gibt es eine große Vielfalt. Von verschiedenen Fleischsorten wie Rind, Schwein, Geflügel oder Wild bis hin zu Meeresfrüchten, Innereien und Brühen gibt es zahlreiche Möglichkeiten.
Zubereitungsarten wie Grillen, Schmoren, Sous-Vide oder Braten sorgen zusätzlich für unterschiedliche Geschmacksrichtungen und Texturen. Viele experimentieren auch mit tierischen Fetten wie Knochenmark oder Butter, um neue Geschmackserlebnisse zu schaffen.
Mythen kritisch hinterfragen
Die Carnivore-Diät wird häufig missverstanden und von Vorurteilen begleitet, die oft auf Annahmen oder Unwissenheit beruhen. Eine informierte Entscheidung und das Verständnis für die eigenen Bedürfnisse sind daher entscheidend. Wie bei jeder Ernährungsweise gilt: Die Carnivore-Diät ist nicht für jeden geeignet, und es gibt keine universelle Lösung. Es ist sinnvoll, vor größeren Veränderungen in der Ernährung einen Arzt oder Ernährungsberater zu konsultieren. Das Aufklären über Mythen kann dabei eine hilfreiche Grundlage für alle sein, die sich für diese Ernährungsweise interessieren. Mit der richtigen Herangehensweise kann die Carnivore-Diät eine spannende Möglichkeit bieten, die Ernährung zu vereinfachen und den Körper auf eine neue Weise kennenzulernen.